Samstag, 22. Oktober 2011

Und schon wieder Riesenbäume - Sequoia Nationalpark






Death Valley National Park



























Stimmungen aus dem Yosemite Valley...

















California dreamin'...


Hauptsache ein Dach über dem Kopf
California - the sunshine state - allein der Name weckt Erwartungen und klingt nach Sommer, Sonne, Strand und Surfen. Allerdings muss man wohl viele Meilen Richtung Süden reisen, bis sich auch nur eine dieser Erwartungen erfüllt. Kalifornien begrüßt mich zwar mit Sonnenschein, aber ich muss auf  viele Annehmlichkeiten, die das Radfahren in Washington und Oregon so angenehm machten verzichten. Unser Revier, die "shoulder" wie man hier den Seitenstreifen der Highways nennt, verschwindet oft ganz und man ist oft gezwungen, auf verschlungene Schleichwege auszuweichen. Auch die so angenehmen HikerBikerCampgrounds sind seltener geworden und ich muss mir öfter irgendwo in der Nähe der Strasse einen Schlafplatz suchen. 




Dafür wartet mit dem Redwood Nationalpark ein absolutes Highlight meiner Reise. In diesem Park befinden sich ungefähr die Hälfte aller noch erhaltenen Redwood-Urwaelder. Fast zwei Tage lang radle ich zwischen diesen erhabenen Baumriesen durch, wovon einige zu den höchsten der Welt gehören. Bis zu 110 m ragen sie kerzengerade in den Himmel. Sie sind ein wahres Wunderwerk der Natur  an Ästhetik und Widerstandsfähigkeit. Nicht einmal Waldbrände können ihnen etwas anhaben, da ihre Rinde  eine natürliche feuerbestaendige Imprägnierung besitzt, die zudem noch alle Schädlinge fernhaelt. Aber genau diese außergewöhnliche Beständigkeit  führte dazu, dass tausende dieser Kolosse ihre Bestimmung in Eisenbahnschwellen, Bauhölzern und Holzveranden fanden. 




Man fühlt sich wirklich klein zwischen diesen Giganten und immer wieder setze ich mich unter einen dieser Bäume und denke darüber welche Geschichten er wohl erzählen könnte und was er alles erlebt hat in den etlichen Jahrhunderten, die er benötigt hat, um diese Ausmasse zu erreichen. Manche von ihnen stehen schon seit Beginn unserer Zeitrechnung. Einem Riesen haben sie den Beinamen "Der Unsterbliche" verliehen, da er etliche Waldbrände und Blitzschläge überstand 
und schliesslich sogar seine schlimmsten Feinde, die Holzfäller zur Verzweiflung brachte. 




Der schönste Abschnitt im Nationalpark heisst "Avenue of the Giants", eine Nebenstrasse, die sich über 50 km durch beeindruckende Redwoodwaelder schlängelt. 









Normalerweise begegnet man unterwegs sehr wenigen einheimische Radfahrern. Radfahren gehört in diesem Land nicht zu den Sportarten, die die Massen begeistert. Auf der Avenue of the Giants werde ich allerdings ständig von Radfahrern überholt, die manchmal eine Weile gemütlich neben mir herradeln, um mit mir über meine Reise zu plaudern. Etwa 120 Radler aus ganz Kalifornien radeln gemeinsam in 5 Tagen nach San Francisco um Geld für den Klimaschutz zu sammeln. Ute aus Deutschland, die schon seit 20 Jahren in Kalifornien lebt, lädt mich dann zum Mittagsbuffet ein, das an einem romantischen Platz inmitten schönster Redwoodbaeume vorbereitet ist. Sofort fühl ich mich wohl in dieser netten, bunten, radbegeisterten  Truppe. Solch zufällige Begegnungen sind immer schillernde Steine im grossen Mosaik an Reiseerinnerungen.





Ute lädt mich dann ein sie in Palo Alto, südlich von San Francisco, zu besuchen. Muss wohl eine ziemlich tolle Gegend sein. Erst kürzlich, so erzählt sie mir, war Präsident Obama bei ihrem Nachbarn Mark Zuckerberg, dem Facebook-Gruender zu Besuch. 
Ich radle noch eine Weile mit den Klimaschützern mit, entschliesse mich aber dann nochmals eine Nacht in diesem wundervollen Redwood-Wald zu verbringen,  um die einzigartige Stimmung und die Ruhe, die diese Bäume ausstrahlen, zu geniessen. In der Nacht beginnt es zu extrem stark regnen und es dauert ziemlich lange bis der Regen das dichte Dach der Redwood-Baeume durchdringt, dann allerdings fällt das Wasser gleich kuebelweise vom Himmel.  




Ich kämpfe mich durch zwei mühsame Tage, in denen es ununterbrochen durchregnet. Beim Radfahren kann man alle Luken ziemlich dicht machen, aber ein Zelt im strömendem Regen auf- und abzubauen kann ziemlich auf die Stimmung drücken. Was solls? Das ständige Gefecht mit Wind und Wetter hab ich mir ja selbst ausgesucht. 
Glücklicherweise  kommt man unterwegs immer wieder einmal wieder in kleinere Orte oder an Tankstellen in denen man sich aufwärmen kann. 



"It never rains in California but girl don't they warn you it pours, it pours."

http://www.youtube.com/watch?v=zESYDjWrpbA

   





Vor der kleinen Stadt  Garberville führt der Highway durch dichten Laubwald und in regelmäßigen Abständen stehen alte Wohnwagen im Wald, in denen ziemlich heruntergekommene Typen wohnen, die keinen Hehl daraus machen, dass sie absolut keinen Kontakt wollen.  Überall stehen originelle Schilder mit kurzen prägnanten Botschaften wie "Don't enter - Dog kills".
Ein Einheimischer erzählt mir später, das Garberville die Marihuana-Hauptstadt der USA ist, und da der Anbau von 10 Marihuana-Pflanzen in Kalifornien für medizinische Zwecke legal ist, ziehen Leute aus dem ganzen Land hierher. Natürlich vermehren sich die Pflanzungen schnell unkontrolliert und anstatt  Schmerzen zu lindern sorgen sie für gute Laune in der Partymetropole San Francisco.  


Etwa 200 Kilometer vor San Francisco tauchen die ersten Weinberge des Sonoma Valleys auf.  Hier wachsen vor allem Zinnfandel, Shiraz und Chardonnaytrauben. Die Weinlese ist in vollem Gange und ein Weinbauer erzählt mir, dass man heuer aufgrund des schlechten Wetters über drei Wochen zu spät dran ist und dass man dringend noch ein paar sonnige Tage braucht um die Ernte zu retten. Dagegen sind 
meine Regensorgen ja wirklich verschwindend klein. 







Kurz vor Santa Rosa steht plötzlich ein Schild mit einem durchgestrichenen Radfahrer am Strassenrand und ich finde auf der Karte auch keine Alternative Strecke zum Highway 1. Ich frage in einem Fahrradgeschäft nach ob es möglich ist mit dem Fahrrad nach San Francisco zu kommen, aber der Verkäufer ist auch ein wenig ratlos. Wir suchen im Internet und finden schliesslich eine Kombination von kleinen Strassen und Wegen, die kreuz und quer über die Hügel direkt zur Golden Gate Bridge führt. 
Unglaublich aber bis eine halbe Stunde vor San Francisco deutet noch überhaupt 
nichts darauf hin, dass man bald eine Riesenmetropole erreicht. 
Kühe grasen in aller Ruhe und ich habe die Strasse fast ganz für mich alleine. 
Im kleinen gemütlichen Touristenstaetchen  Sausalito erreiche ich  dann die San Francisco Bay und es bietet sich mir ein toller Blick auf die Baybridge 
und die Skyline.

Hausboote in Sausalito

















Typisch für San Francisco geht es jetzt noch brutal steil einen Hügel zur Golden Gate hoch. Ich entschliesse mich erst am nächsten Tag in den Grossstadtrummel einzutauchen und radle die Strasse hoch zu den Marin Headlands. Von einem Aussichtspunkt hoch über der Stadt hat man einen fantastische Sicht auf die Golden Gate Bridge. 





























Auf der anderen Seite geht es steil hinunter zum Rodeo Beach. Hier rollen gewaltige Wellen an den Strand. Die Sonne versinkt langsam am Horizont und taucht das Meer in leuchtend  oranges Licht. Das Wasser ist immer noch voller Surfer. Ansonsten herrscht hier die absolute Ruhe. Kauf zu glauben, aber nicht einmal eine halbe Stunde vomStadtzentrum entfernt wandert man mutterseelenallein durch eine herrliche Landschaft und kann Waschbären,Hirsche und Rehe beobachten.





















Auf einem Hügel mit fabelhaftem Ausblick auf die Stadt stelle ich mein Zelt auf und freue mich tierisch über diesen außergewöhnlichen Platz, den ich hier gefunden habe. 
Der letzte Hering steckt noch nicht in der Erde, bleibt ein Parkranger stehen und verlangt ein permit. Ich versuche mein Glück und hoffe, dass ich mit der  Ahnungslos-Masche durchkomme. Aber er bleibt dabei. In Kalifornien könne man nicht einfach irgendwo sein Zelt aufstellen. Es müsse alles seine Ordnung haben. Ich soll mein Glück in einer nahegelegenen Jugendherberge versuchen. Im stockdunkeln packe ich alles wieder zusammen und suche das Hostel. Ich muss zugeben, nach über 2 Monaten wieder einmal in einem Bett zu schlafen tut dem Körper und der Seele gut. Ausserdem treffe ich wieder mal Leute. Idealerweise gibt es einen Shuttle/Bus direkt ins Zentrum von San Francisco. 
Ich streune noch ein paar Stunden durch das Zentrum und hole dann am Abend das Mietauto ab, das ich vor ein paar Tagen im Internet reserviert habe. 
Zurück zum Hostel, rein ins Auto mit dem ganzen Plunder und ab geht's ins Yosemite Valley!